Pferde im Frühjahr richtig anweiden

ProE Bioenergie GmbH
2023-03-10 13:20:00 / Hund, Katze & Pferd / Kommentare 0
Pferde im Frühjahr richtig anweiden  - Pferde im Frühjahr richtig anweiden

Frühlingszeit ist Anweidezeit. - Worauf muss man achten und wie kann man das Pferd aktiv unterstützen?

Der Frühling steht vor der Tür, die Tage werden länger, die Temperaturen steigen langsam an und auf den Wiesen wächst wieder das erste Gras. Die meisten Pferde können im Winter nicht auf die Weide, daher ist nun die Vorfreude besonders groß, endlich wieder auf die Weise zu dürfen.

Es sollte jedoch auf ein langsames Anweiden geachtet werden, um die Pferde wieder an das saftige Futter zu gewöhnen.

Warum muss man Pferde überhaupt anweiden?

Der Übergang von der reinen Stallhaltung und Heufütterung zur Weidesaison mit saftigem Gras ist aus ernährungsphysiologischer Sicht eine sehr kritische Zeit, da sie eine Umstellung des gesamten Organismus darstellt.

Pferde haben in ihrem Dickdarm ein sehr empfindliches Gleichgewicht von Mikroorganismen. Dieser ist bei Pferden ein sehr wichtiger Bestandteil des Magen-Darm-Traktes und bei einer Störung kann es sehr schnell zu unangenehmen Folgeerkrankungen kommen.

Wenn Pferde daher zu schnell oder zu stark in ihrer Ernährung umgestellt werden, gerät ihre Darmflora aus dem Gleichgewicht. Die Folgen sind oft:

  • Koliken (einschließlich Darmverlagerungen durch Aufgasungen)

  • Hufrehe (erneuter Schub oder Neuerkrankung)

  • Durchfall (einschließlich Malabsorptionssyndrom und Kotwasser)

Im Rahmen eines richtigen Anweide-Managements gewöhnt sich der Körper des Pferdes langsam an das neue Futter. Koliken, Durchfall oder eine Hufrehe können so vermieden werden.

Wann ist der richtige Zeitpunkt zum Anweiden?

Der richtige Zeitpunkt hängt stark vom vorherrschenden Wetter und der Bodenbeschaffenheit ab. 

Ein durch Regen stark aufgeweichter Boden ist natürlich nicht zum Anweiden geeignet. Frisch auf der Weide genießen Pferde erst einmal wieder richtig ihre uneingeschränkte Bewegung. Auf eingeweichtem Boden ist die Gefahr für häufiges Wegrutschen und somit auch für Verletzungen jedoch besonders groß. 

Zudem kann dabei auch die Weide erhebliche Schäden davontragen, sodass im Sommer evtl. nicht genügend Gras wächst. Die Gefahr ist dann groß, dass die Pferde zu viel Erde und Sand aufnehmen, was eine Sandkolik begünstigt.

Als Richtwert für den richtigen Anweide-Zeitpunkt bei Pferden gilt: „Bierflaschenhöhe“. Das heißt, wenn das Gras etwa 20 cm hochgewachsen ist.

Wie weide ich mein Pferd richtig an?

Wie das Pferd richtig angeweidet werden soll, hängt vor allem vom Pferd ab. Hatte es schon mal eine Hufrehe oder hat es eine Stoffwechselstörung, sollte man deutlich vorsichtiger vorgehen, als bei Pferden ohne Vorbelastung.

Außerdem sollte auf die Temperaturen geachtet werden: Wenn es morgens kalt ist und zudem die Sonne stark scheint, kann das Gras zwar viel Energie speichern, aber es kann nicht wachsen. Die Energie wird dann im Halm gespeichert. Dadurch sind dann besonders viele Fruktane (langkettige Zuckermoleküle) im Gras enthalten. 

Dies sollte allerdings bei allen Pferden beachtet werden! Auch Pferde ohne Vorerkrankung können bei hohen Fruktan-Konzentrationen leicht an Hufrehe, Darmstörungen und Stoffwechselstörungen erkranken. 

Wie lange muss ich mein Pferd anweiden?

Die Dauer des anweidens hängt davon ab, wie schnell sich der Organismus des Pferdes auf die starke Veränderung zu Beginn der Weidesaison eingestellt hat. Das frisch gewachsene Gras enthält sehr viel Wasser, Energie und Eiweiß. Dies muss der Körper des Pferdes erstmal wiederverwerten können. Nach der Fütterung im Winter mit Heu oder Heulage und Kraftfutter stellt dies eine sehr große Veränderung dar, an welche sich die Darmflora erst anpassen muss. 

Damit die Darmflora genügend Zeit hat sich an das neue Futterangebot anzupassen, muss die Umstellung langsam erfolgen und kann Schritt für Schritt angepasst werden. So können Risiken wie Durchfall, Blähungen und Koliken vermieden werden.

Diese Umstellung der Darmflora dauert bei Pferden unterschiedlich lang, meist jedoch circa 3-4 Wochen, sofern das Pferd keine Vorerkrankungen hat oder besonders empfindlich ist.

Individueller Zeitplan zum Anweiden sinnvoll

Generell ist es sinnvoll, sich einen Plan für das Anweiden zu machen, in dem festgelegt ist, wie viel bzw. wie lange ein Pferd täglich grasen darf. So verliert man nie den Überblick und auch andere wissen, wie weit man ist, wenn man es mal nicht selbst schafft, das Pferd rauszustellen.

Der Anweide-Plan kann in etwa so aussehen:

  • Tag 1-5: 15-20 Minuten Weidegang am Tag

  • Tag 6-14: jeden Tag um 15 Minuten erhöhen

  • Tag 15-30: jeden Tag um 30 Minuten erhöhen

Außerdem ist es sinnvoll, die ersten Weidebesuche auf den Nachmittag zu legen. Zu dieser Tageszeit ist der Fruktangehalt in den Gräsern geringer als in den Morgenstunden.

Danach kann ein gesundes Pferd problemlos für einige Stunden auf die Weide.

Fütterung beim Anweiden des Pferdes

Um Darmproblemen wie Durchfall oder Koliken während des anweidens zu vermeiden ist es empfehlenswert, das Pferd vor dem Weidegang ausreichend Heu fressen zu lassen. Das stillt den ersten Hunger und vermeidet, dass das Pferd zu gierig frisst. Zudem ist bei der Fütterung während des anweidens darauf zu achten, dass das Kraftfutter nicht unmittelbar vor dem Weideaustrieb gefüttert wird.

Nach dem Koppelgang sollte erst Heu und anschließend Kraftfutter angeboten werden.

Das junge Gras ist sehr faserarm, Pferde nehmen gerne zwischendurch etwas strukturiertes Futter auf. Eine Raufe mit Heu oder Stroh auf der Weide ist deswegen durchaus eine sinnvolle Investition

Anweiden unterbrechen – Plan anpassen

Muss man aufgrund von z.B. Wetterumschwüngen das Anweiden unterbrechen, muss dies im anschließenden Verlauf des Anweidens berücksichtigt werden. Hier ist es empfehlenswert, im Anweideplan wieder 2 - 3 Schritte zurück zu gehen, um die Darmflora des Pferdes nicht zu stark zu belasten.

Worauf sollte ich besonders achten?

  • Pferde mit einer Vorerkrankung wie beispielsweise Kolik oder Hufrehe müssen sehr viel langsamer als ein gesundes Pferd angeweidet werden. 

  • Ein Pferd, das schnell unter Verdauungsstörungen leidet, braucht häufig ebenfalls länger, um richtig angeweidet zu werden. 

  • Andere Pferde wiederum reagieren stärker auf die veränderte Nährstoffzufuhr. Sie fangen zum Beispiel an, Erde oder nur ganz bestimmte Pflanzen zu fressen. Auch möglich ist, dass diese Pferde übermäßig viel am Salzlecksteine lecken, wenn sie wieder in die Box geholt werden. Betroffene Pferde können dann zum Beispiel durch Zugabe bestimmter Mineralien oder Kräuter unterstützt werden

  • Wieder anderen Pferden macht die Umstellung fast gar nichts und sie brauchen nur wenige Tage, bis sie sich an die neue Situation angepasst haben.

Richtig anweiden nach einer Kolik

Es gibt auch Pferde, die nicht nach der Winterperiode, sondern im Sommer nach einer Krankheit wieder angeweidet werden müssen. Häufig trifft dies auf Pferde nach einer Kolik zu. Dann spielt es eine wichtige Rolle, ob das Pferd operiert wurde und wie lange es wegen der Kolik nicht auf die Weide konnte. 

Das Pferd sollte langsamer und in kleineren Schritten angeweidet werden, also zum Beispiel sollte die Fresszeit pro Tag nur um ca. 5 Minuten gesteigert werden.

Wurde das Pferd wegen einer Kolik operiert, sollte zudem gewartet werden, bis die Wunde so gut verheilt ist, dass sie nicht mehr aufreißen kann. Hier ist es auch sinnvoll, dem Pferd zusätzlich zum langsamen Anweiden, nur kleine Stücke der Weide abzuteilen, damit unkontrollierte Bewegungen die Naht nicht schädigen.

Anweiden von Pferden mit PPID

Auch Pferde mit Pituitary Pars Intermedia Dysfunction (Cushing-Syndrom) oder mit equinem metabolischem Syndrom sollten deutlich langsamer angeweidet werden. Zudem dürfen diese Pferde – oft auch über die ganze Saison – täglich nicht so lang auf die Weide, ähnlich wie Pferde mit Hufrehe.

Pferde mit PPID sind aufgrund der Stoffwechselveränderungen leichter aus dem Gleichgewicht zu bringen und sie erkranken somit auch schneller an einer Hufrehe. Um dieses Risiko so gering wie möglich zu halten, muss ein solches Pferd im Minuten-Takt angeweidet werden. Das heißt nur eine Minute zu Anfang und pro Tag nur eine Minute mehr.

Rehepferde anweiden

Ein Pferd mit Hufrehe muss ebenfalls sehr langsam angeweidet werden (täglich nur eine Minute mehr). Hierbei bietet sich auch oft das Tragen einer Fressbremse (Maulkorb) an, da die Pferde so effektiv weniger Gras aufnehmen können. Das ermöglicht auch einen Weidegang, der sonst vielen Rehepferden komplett verweigert werden müsste.

Bei Pferden mit Hufrehe muss je nach Einzelfall überlegt werden, ob das Pferd überhaupt noch auf die Weide darf, da auch bei noch so starken Begrenzungen häufig ein erneuter Schub auftreten kann.

Anweiden – Gefahr einer Hufrehe durch Fruktane?

Pflanzen speichern die Energie, die sie bei der Photosynthese gewinnen, in Form von Fruktanen. Das sind langkettige Zuckermoleküle, die den Dünndarm des Pferdes unverdaut passieren und im Dickdarm fermentiert werden. Durch diese Fermentation sinkt der pH-Wert im Darm drastisch ab. Dies führt zu einem Absterben der Darmbakterien wobei Toxine (Gifte) gebildet werden, die über die Darmwand in die Blutbahn gelangen und die Gefäße schädigen.

Insbesondere in den Körperregionen, in denen sich die feinsten Blutgefäße befinden, ist der Schaden besonders groß. Hierzu zählt u.a. die empfindliche Huflederhaut. Diese sensible Verbindung zwischen Hufbein und Hufkapsel wird angegriffen und es kann zu einer Hufrehe kommen. Besonders groß ist die Hufrehe-Gefahr für Pferde während der Anweide-Phase, denn im Frühjahr ist das Gras sehr fruktanreich.

Sinnvolle Unterstützung mit Futterkohle

Besonders zum Start in die neue Weidesaison hat sich eine kurartige Gabe von Carbio-Futterkohle bewährt.

Sie sorgt für ein natürliches Gleichgewicht im Darm, damit dieser gestärkt in die Futterumstellung gehen kann.

Sie nimmt überschüssiges Wasser und ggf. vorhandene Schad- und Giftstoffe auf welche mit dem Kot einfach wieder ausgeschieden werden.